Neue Anmeldezahlen: Wünsche nach Gesamtschulen bleiben weiter unerfüllt – Ein städtisches Ausbauprogramm für Gesamtschulen ist dringend nötig

Eltern, die für ihr Kind eine Gesamtschule wünschen, werden weiterhin in Köln stark benachteiligt. Dies zeigen die neuen Anmeldezahlen der weiterführenden Schulen, die heute im Schulausschuss des Stadtrats vorgestellt werden. Bei den städtischen Gesamtschulen hat es 2.580 Anmeldungen gegeben. Nur 1.812 Kinder konnten von diesen angenommen werden. Damit mussten 30 % der Anmeldungen zurückgewiesen werden. Bei Gymnasien, Realschulen und Hauptschulen konnten dagegen alle Anmeldungen berücksichtigt werden. Dazu meint Heiner Kockerbeck, bildungspolitischer Sprecher der Ratsfraktion DIE LINKE: “Eltern, die ihr Kind auf eine Gesamtschule schicken wollen, werden seit Jahren in Köln benachteiligt. Studien zeigen, dass an Gesamtschulen besonders Kinder aus ärmeren und bildungsfernen Schichten gefördert werden. Diesen Wünschen in der Bevölkerung nach mehr sozialer Integration und gemeinsamem Lernen muss die Stadt nachkommen. Nun ist es Zeit für ein spezielles Ausbauprogramm für Gesamtschulen in Köln.” Dabei hat die Stadt Köln in den letzten 10 Jahren die Gesamtschulplätze schon erhöht. Wurden 2006 noch 1.328 Kinder auf Gesamtschulen aufgenommen, waren es 2016 rund 500 Kinder mehr. Doch steigt eben der Wunsch nach Gesamtschulplätzen ebenfalls stark an: Von 2.029 Anmeldungen im Jahr 2006 auf 2.580 im Jahr 2016. “Es führt kein Weg daran vorbei”, so Heiner Kockerbeck, “die Stadt muss ein Konzept ausarbeiten, wie sie die Plätze an Gesamtschulen stärker ausbauen kann als die Plätze an anderen Schulformen. Sonst kann sie dem starken Trend hin zu diesen inklusiv und individuell fördernd arbeitenden Schulen nicht gerecht werden.” Besonders stark betroffen sind aktuell Eltern, die ihr Kind in der Innenstadt, in Kalk und in Bocklemünd auf eine Gesamtschule schicken wollten. Die Gesamtschule Innenstadt konnte bei 226 Anmeldungen nur 110 Kinder aufnehmen. Auch die Gesamtschule Bocklemünd konnte nicht einmal die Hälfte der angemeldeten Kinder aufnehmen, nur 135 von 274. Aber auch in Kalk wurden nur 162 Kinder von 253 aufgenommen. Als erste Notmaßnahme berät der Schulausschuss heute über den Antrag der Verwaltung, an der Gesamtschule Bocklemünd im kommenden Jahr statt 3 dann 4 Eingangsklassen zu bilden. Der dafür nötige Erweiterungsbau wird dann jedoch noch nicht fertig gestellt sein. “Der Bau neuer Gesamtschulen muss durchgreifend beschleunigt werden”, schimpft Oswald Pannes, Sachkundiger Einwohner für DIE LINKE im Schulausschuss. “In Kalk will die Schuldezernentin seit 2014 gegenüber dem Polizeipräsidium ein großes Grundstück kaufen. Die Bezirksvertretung hat dort eine Gesamtschule beschlossen. Aber verschiedene Stellen in Köln und beim Land NRW verzögern das Verfahren. So etwas darf es nicht mehr geben!” Seit Mai 2014 bemüht die Kölner Schulverwaltung sich, ein großes Schulgrundstück gegenüber dem Polizeipräsidium vom Land NRW zu kaufen. Bis heute liegt jedoch noch keine Antwort des landeseigenen Bau- und Liegenschaftsbetriebes NRW (BLB NRW) vor, wann Kaufverhandlungen beginnen können. Die Entscheidung liegt beim NRW-Finanzministerium. Zugleich hat noch das Kölner Umweltamt Bedenken gegenüber diesem Schulstandort wegen des Verkehrslärms in Kalk. Es will ein detailliertes Lärmgutachten in Auftrag geben. Ein Termin, wann mit der Fertigstellung des Lärmgutachtens gerechnet werden kann, wird nicht genannt. “Es wäre skandalös, wenn das NRW-Finanzministerium vor allem gewinnbringend verkaufen wollte und die Stadt aus diesem Grund warten ließe”, so Oswald Pannes.