Zwangsarbeiter dankt seinen Rettern

Der ehemalige Zwangsarbeiter vor seiner Gedenktafel

Gerard van der Lee vor seiner Gedenktafel

Gut 50 Gäste und strahlender Sonnenschein bildeten einen würdigen Rahmen, als Gerard van der Lee und seine Familie am 8. April 2017 das Bürgerhaus Stollwerck besuchten. Der 1927 geborene Niederländer war angereist, um am Eingang des Bürgerhauses eine Tafel zum Dank für seine Rettung vor der Gestapo zu enthüllen. Van der Lee war als Jugendlicher während des Zweiten Weltkriegs in seiner Heimatstadt Rotterdam verhaftet und als Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt worden. Nach der letzten Bombardierung Kölns am 2. März 1945 konnte er aus dem Arbeitslager fliehen, das sich auf dem Gelände des heutigen Bürgerhauses befand. Bis zur Befreiung der Stadt durch die Amerikaner wenige Tage später, fanden er und zwei Landsleute Unterschlupf bei Bewohnern des Severinsviertels, was ihnen vermutlich das Leben rettete.

Dass daran nun eine zweisprachige Gedenktafel am Stollwerck-Gebäude erinnert, ermöglichte ein Antrag des NS-Dokumentationszentrums, den die Bezirksvertretung Innenstadt im März 2017 einstimmig beschlossen hat. Der Vorsitzende des NS-Dok., Dr. Werner Jung wohnten der Zeremonie ebenso bei wie der stellvertretende Bezirksbürgermeister Tim Cremer und der Leiter der Projektgruppe Messelager, Georg Wehner, der die Veranstaltung moderierte. Die Projektgruppe hat in Zusammenarbeit mit dem El-De-Haus seit 1989 über 500 ehemalige Zwangsarbeiter nach Köln einladen können, aber die persönliche Tafelenthüllung durch Herrn van der Lee – Opfer und Stifter zugleich – wird wohl einmalig bleiben. Dieser beschrieb in seiner Danksagung noch einmal eindringlich die Schrecken der letzten Kriegstage; bewegte aber auch mit seinem Appell zu Versöhnung und Völkerfreundschaft. Abschließend wandte er sich speziell an die Jugend und ermahnte dazu, Menschen in Not zu helfen.

Michael Scheffer

Zurück