Achtung Ferienwohnungen – Hier steigen Wohnungsnot und Mieten

Entmietet für Ferienwohnungen

Achtung Ferienwohnungen - Hier steigen Wohnungsnot und Mieten

No more Rollkoffer (Quelle: Anna-Lena König, Lizenz: CC BY-NC 2.0 – Links am Ende des Beitrags)

Egal ob AirBnB, Booking, wimdo, homerent oder FeWo-direkt – sie alle sind mit verantwortlich dafür, dass der ohnehin knappe Wohnraum in angesagten Großstädten wie Köln noch knapper wird. Schon lange hat AirBnB nichts mehr mit dem ursprünglichen “Luftmatratzen-Bed and Breakfast” als günstigem, gelegentlichen Mitwohnangebot zu tun. Mehrheitlich vermitteln diese Portale reine Ferienwohnungen. Dazu nutzen sie Wohnungen und sogar ganze Häuser, die in großem Stil dauerhaft entmietet wurden. Für Party-Touristen, die freitags am frühen Abend und sonntags morgens hier im Rollkoffer-Rudel nicht zu übersehen sind.

Ein profitables Geschäftsmodell

Selbst wenn eine solche Ferienwohnung nur am Wochenende regelmäßig belegt ist, lässt sich mit ihr oft das Dreifache einer regulären Monatsmiete verdienen. Mieter raus – Touristen rein. Dies ist ein Geschäftsmodell, das aktuell nicht nur in der Innenstadtlage ganze Straßenzüge befällt. Der so verknappte Wohnraum lässt die Mieten im Umfeld in die Höhe schießen. Wer also noch dort wohnt, muss in Konkurrenz zur lukrativen Ferienwohnung teuer draufzahlen und oft genug den Partylärm der Wochenendtouristen ertragen. Wer wissen will, wie dauerhafter Party-Tourismus nachbarschaftliche Beziehungen aushöhlt und jede Veedels-Struktur erstickt, braucht sich nur die Ringe zwischen Rudolfplatz und Friesenplatz anzuschauen.

Wir reden hier nicht von einem kleinen Randphänomen. Nirgendwo in Deutschland gibt es mehr AirBnB-Angebote im Verhältnis zur Einwohnerzahl als in Köln.

Was macht die Stadt Köln dagegen?

Selbstverständlich hat auch die Stadt Köln den wachsenden Unmut über die Zerstörung von Wohnraum für Party-Touristen bemerkt. Und obwohl sie gern an den sprudelnden Einnahmen mitverdienen möchte, hat sie 2014 eine Wohnraumschutzsatzung erlassen. Diese verbietet eigentlich, nach dem 1.7.2014 Wohnraum in Ferienwohnungen umzuwandeln. Es sei denn, der Eigentümer stellt anderweitig zusätzlichen Wohnraum zur Verfügung. Neben der Tatsache, dass dieser Wohnraumschutz einige Schlupflöcher für profitgierige Eigentümer aufweist, besteht sein Hauptproblem darin, dass die Stadt keine Lust hat diese Satzung umzusetzen. Mit gerade mal zwei Kontrolleuren findet eine Überprüfung der Ferienwohnungen in Köln nahezu nicht statt. Daher schätzt das Wohnungsamt, dass derzeit in Köln etwa 7.000 illegale Ferienwohnungen angeboten werden.

Widerstand gegen den Ausverkauf der Stadt

Achtung Ferienwohnungen - Hier steigen Wohnungsnot und MietenDeshalb müssen wir den politischen Handlungsdruck erhöhen, damit Ferienwohnungen zügig wieder in Mietwohnraum zurückgewandelt werden. Uns ist klar, dass diese kleinen Beiträge allein das Mietenproblem nicht lösen werden. Aber sie können für ein breiteres und widerständiges Problem- und Selbstbewusstsein richtungsweisend sein. Unser Widerstand richtet sich gegen den Ausverkauf der Stadt und damit auch gegen die “Aufwertung”, die Zehntausende an den Stadtrand drängt, weil sie sich die immens steigenden Mieten nicht mehr leisten können. Wer das Mietenproblem ernsthaft angehen will, kommt nicht umhin auch die Eigentumsfrage und die Bodenfrage neu zu stellen. Daher braucht es die demonstrative Kampfansage an Reichenghettos wie Hahnwald und Marienburg genauso wie die Besetzung von Spekulationsleerstand und den Kampf um selbstverwaltete, nicht-kommerzielle Räume wie dem Autonomen Zentrum.

Eine unsmarte Zukunft droht

Die Stadt Köln möchte in den nächsten Jahrzehnten 200.000 möglichst solvente neue Einwohner anziehen und möchte technologisch smart werden. Beides wird den “Mietenwahnsinn” weiter verschärfen. Menschen, deren Teilhabemöglichkeiten an einer smart aufgewerteten Stadt begrenzt sind, werden, auch ganz konkret räumlich, an den Stadtrand gedrängt. Wenn wir die Frage “Wem gehört die Stadt?” nicht grundsätzlich neu beantworten, wird die Zukunft von Köln so unsmart sein, wie die Gegenwart von selbst ernannten Smart Cities wie Barcelona, Seattle und San Francisco: Ein beachtlicher Zuzug von angesagten Höchstverdienern sorgt hier für eine gigantische Zunahme von Armut und Obdachlosigkeit. Wer glaubt, die soziale Schere kann beliebig weit aufgehen, ohne dass es knallt, irrt gewaltig!

 

Antrag der LINKEN für den Stadtentwicklungsausschuss zur Zweckentfremdung von Wohnungen als Ferienwohnungen:

https://www.linksfraktion-koeln.de/politik-im-rat/detail/news/zweckentfremdung-von-wohnungen-als-ferienwohnungen-verhindern-personal-im-wohnungsamt-zusetzen/

 

Weiterführende Informationen zu Wohnraum, Verdrängung und Mietenwahnsinn:

https://die-linke-koeln.de/immer-mehr-wohnraum-wird-zweckentfremdet/

https://de-de.facebook.com/RechtAufStadtKoeln/

https://wohnraumfueralle.noblogs.org/

https://az-koeln.org/tag/recht-auf-stadt/

 

Belege Foto:

Quelle: Anna-Lena König, Lizenz: CC BY-NC 2.0