Gute Bildung für alle!

Gute Bildung für alle! – gegen die an Schulen fortgesetzte soziale Spaltung!

Die soziale Spaltung unserer Gesellschaft in Arm und Reich zeigt sich in Köln auch darin, dass verschiedene soziale Schichten und Milieus immer seltener Tür an Tür im gleichen Stadtteil leben. In Schulen und Kitas mischen sie sich zu wenig.

Vor allem das nach Schulformen gegliederte Schulsystem verstärkt soziale Benachteiligung anstatt sie auszugleichen. Kinder aus Familien mit geringerem Einkommen, ohne akademischen Hintergrund besuchen bundesweit deutlich seltener ein Gymnasium. Nur 20 Prozent von ihnen studieren. Dagegen studieren rund 70 Prozent der Kinder aus bürgerlichen, akademisch geprägten Haushalten. Der Bildungsabschluss eines Menschen hängt stark vom Geldbeutel und der sozialen Herkunft der Eltern ab. Er wird “vererbt”.

“Eine Schule für alle” und Gesamtschulen

Deshalb ist für DIE LINKE die “Eine Schule für Alle” das Gute Bildung für alle!Bildungssystem der Zukunft, als Schule für eine offene, solidarische Gesellschaft. Eine Schule, die alle Talente vielfältig und kreativ coacht, die Emanzipation und solidarisches Verhalten fördert. Die Gesamtschulen, 1969 als Reformschulen gegründet, kommen diesem Ziel am nächsten. Nicht nur FDP und CDU, auch SPD und Grüne bremsen ihren Ausbau seit Jahrzehnten, obwohl immer mehr Eltern und Kinder diese Schulform wünschen.

Beim Wechsel von der Grundschule zur weiterführenden Schule bekommen seit rund 15 Jahren jährlich rund 800 Kinder in Köln keinen Platz an einer Gesamtschule. Für den Platz an einer Haupt- oder Realschule oder an einem der Gymnasien gibt es dagegen einen Rechtsanspruch. Eltern und Kinder, die Gesamtschulen wünschen, sind also deutlich benachteiligt.

Bei den Anmeldungen im Frühjahr 2020 fehlten an Kölner Gesamtschulen 951 Plätze. Fast 40 Prozent der Eltern meldeten ihr Kind an einer Gesamtschule an. Nur für 27 Prozent gab es dort Plätze. Die Gesamtschulen werden in den vergangenen Jahren immer beliebter, weil sie Kinder aller sozialen Milieus individuell fördern und alle Schulabschlüsse anbieten.

Zwar haben die Oberbürgermeisterin und das schwarz-grüne Ratsbündnis sich das Ziel gesetzt, durch neue Gesamtschulen alle Wünsche zu erfüllen – jedoch erst im Jahr 2030! Da die Gymnasien von G8 wieder auf G9, das neunjährige Gymnasium wechseln, müssen neue Gymnasien gebaut werden. Sie bekommen Priorität. DIE LINKE fordert dagegen ein Ausbauprogramm für Gesamtschulen: Bis 2025 müssen 12 neue Gesamtschulen an den Start gehen, um keine Ablehnungen mehr zu haben.

Inklusion und ein Aufwachsen in sozialer Vielfalt

Gute Bildung für alle!Alle Kölner Gesamtschulen sind Schulen der Inklusion von Kindern mit Förderbedarf und Behinderung, aber auch im weiteren Sinne, der gleichberechtigen Teilhabe von Kindern aller sozialen Gruppen. Das traditionelle Schulsystem dagegen trennt die sozialen Schichten voneinander und fördert soziale Vorurteile. Da die Gymnasien in NRW von der Inklusion weitgehend ausgenommen sind, haben Kinder an dieser Schulform auch nicht die Chance, mit behinderten Kindern aufzuwachsen.

DIE LINKE weiß, dass die Inklusion an Regelschulen unter einer starken finanziellen und personellen Unterausstattung leidet. Daraus ziehen wir den Schluss: Inklusive Schulen müssen deutlich besser mit fachlich gut ausgebildetem Personal, Räumen und Lernmitteln ausgestattet werden. Auch hier ist Sparpolitik völlig fehl am Platz!

Das gleich gilt für Schulen in sozialen Brennpunkten. Lehrer*innen und Sozialarbeiter*innen müssen hier mit kleinen Gruppen arbeiten können. Die Kinder müssen geduldig gefördert und gecoacht werden. Wir treten also für den “Sozialindex” ein. Er muss aber natürlich mit Geld hinterlegt sein. Das heißt: Schulen in ärmeren Stadtteilen brauchen mehr Personal, Räum und Lernmittel.

Ausbau von städtischen Kitas ebenso notwendig

Ähnlich sieht es auch bei den Kindertagesstätten aus. Wenn Kinder eine Kita besuchen, fördert dies ihre Sprache, ihr soziales Verhalten, Denkleistungen und Kreativität. Soziale Unterschiede können in Kitas verringert werden. Besonders der Mangel an Kitaplätzen für Kinder unter drei Jahren (U3) ist in Köln jedoch riesig. Im Moment gibt es dort nur für 45 Prozent der Kleinkinder Plätze.

Der Ausbau der U3-Plätze schleppt sich in Köln zu langsam dahin. Kitas werden nur dort gebaut, wo private Investoren ein Grundstück anbieten, um ein Kitagebäude zu bauen. Sie vermieten dies dann mit hoher Gewinnspanne an die Stadt oder einen Träger. Den großen Lücken im Kitaangebot begegnet die Stadt mit dem Ausbau der (Groß-)Tagespflege.

Kölns Eltern wünschen aber zu 89 Prozent Kitaplätze und nicht Tagespflege. Insgesamt 60 Prozent wünschten bei der Befragung 2014 eine U3-Betreuung. Um diesen Wünschen gerecht zu werden, müssen 7.000 Kitaplätze bis 2025 entstehen. Jedes Kind soll dann den gewünschten Betreuungsplatz bekommen!

DIE LINKE will, dass die neuen Kitas von der Stadt selbst gebaut und als städtische Kitas betrieben werden. Denn bei privaten Kitas schrecken hohe Gebühren Eltern mit geringerem Einkommen ab. Um Kosten zu sparen, gründet die Stadt aber seit Jahren nur selten noch neue städtische Kitas.

Auch müssen die städtischen Gebühren sofort gesenkt, bald dann abgeschafft werden. Ziel muss sein, dass Familien aus allen sozialen Schichten gerne ihre Kinder in städtische Kitas schicken. Es darf nicht sein, dass weiterhin gerade in den ärmeren Stadtteilen Eltern ihre Kinder seltener in eine Kita schicken.

Die städtische Bauabteilung: Opfer neoliberaler Kürzungen

Gute Bildung für alle!Was für den Kitabau gilt, gilt auch für Sanierung und Bau von Schulen. Rat und OB müssen in die städtische Gebäudewirtschaft deutlich mehr Geld investieren. Bei 600 Beschäftigten sind dort seit Jahren jeweils 80 bis 100 Stellen unbesetzt. Architekten und Bauingenieure verdienen bei der Stadt weniger als beim Land NRW, erst recht als bei privaten Baufirmen. Sie müssen also besser entlohnt werden.

Die Bauabteilung der Stadt leidet immer noch unter den langen Jahren neoliberaler Sparpolitik, die mit großen Steuersenkungen für Reiche und Konzerne verbunden war. Um Kosten einzusparen, wurde in den meisten deutschen Kommunen seit Mitte der 1990er Jahre stark Personal abgebaut, gerade in den Bauabteilungen. DIE LINKE will diesen Trend umkehren und wieder ein gut ausgestattetes Hochbauamt schaffen. Nur so kann Köln langfristig die “Bildung für alle!” sicherstellen, die eine demokratische Gesellschaft benötigt. Aktuell fordert DIE LINKE zwei Ausbauprogramme: Für zwölf neue Gesamtschulen und für neue Kitagebäude mit 7.000 Kitaplätzen für U3-Kinder bis zum Jahr 2025.

In der Pandemie: Fehler der Vergangenheit rächen sich

In der Coronakrise zeigt sich, dass Kitas und Schulen in Pandemien nur in Ansätzen arbeitsfähig sind. Das Bildungssystem in Deutschland ist strukturell unterfinanziert ist. Die skandinavischen Länder geben einen deutlich höheren Anteil am Bruttosozialprodukt für Bildungseinrichtungen aus als Deutschland. Im Besonderen zeigt sich bei uns: Die Gruppen und Klassen sind viel zu groß. Es gibt viel zu wenig Personal, zu wenig Räume, um Gruppen aufzuteilen. Die Ausstattung der Schüler*innen und Lehrenden mit IT-Geräten ist bisher weitgehend eine Schimäre. Lernprogramme, Lernplattformen und pädagogische Konzepte fehlen noch stärker. All dies hätten die Bundesländer zentral den Schulen längst bereitstellen oder sie personell und finanziell in die Lage versetzen müssen, diese Dinge jeweils für sich zu organisieren. All dies geschah nicht, um Kosten einzusparen.

Damit wurde auch die soziale Ungleichheit im Bildungswesen, die für Deutschland charakteristisch ist, weiter auf die Spitze getrieben. Gerade Kinder und Jugendliche aus ärmeren sozialen Schicht mussten oft mit ihrem Handy Aufgaben lesen und bearbeiten. Während des Home-Schooling hatten sie zu Hause beengtere Verhältnisse, weniger Unterstützung durch ihre Eltern und sie kamen schlechter mit der selbstständigen Bearbeitung der zugesandten Aufgaben im Bildungsdeutsch ihrer Lehrer*innen zurecht.

Damit wurde deutlich: Eine bessere Ausstattung der Schulen und Kitas mit Personal, Räumen, Lernmitteln und eine bessere Organisierung der Bildungseinrichtungen, wie oben beschrieben, ist die Bedingung dafür, dass die soziale Spaltung unserer Gesellschaft nicht im Bildungswesen verstärkt wird. Dies ist eine Frage der sozialen Gerechtigkeit, aber auch eine Frage, wie lange wir es uns noch leisten können, viele Talente Jahr für Jahr unentdeckt und unentfaltet im Bildungswesen verkümmert bleiben.