Weniger Autoverkehr im Domumfeld

Die Trankgasse am Kölner HauptbahnhofIm stetigen Bemühen, den Kernbereich der Innenstadt vom Autoverkehr zu befreien und den öffentlichen Raum den Menschen zurückzugeben, hat die BV Innenstadt einen weiteren visionären Vorschlag formuliert: In Erweiterung des Ratsbeschlusses vom März 2020, der neben der baulichen Neugestaltung des Domsockels auch umfangreiche verkehrliche Maßnahmen vorsieht, soll nun auch eine autofreie Trankgasse geprüft werden. Das sieht ein gemeinsamer Antrag von Grünen, LINKEN, Klimafreunden und der PARTEI vor, der in der letzten Sitzung am 22.April 2021 einstimmig beschlossen wurde. Die bestehende Beschlusslage zur „Städtebaulichen Neuordnung des Domumfeldes im Bereich Trankgasse“ wird somit um einige Aspekte erweitert, die mindestens diskussionswürdig sind.

Kurzfristig soll in einem Verkehrsversuch noch in diesem Sommer die Trankgasse für eine Dauer von mindestens drei Monaten für den motorisierten Verkehr gesperrt werden, um die Verkehrsverlagerungen zu erfassen und die Ergebnisse dann den entsprechenden Gremien vorzustellen. Auch ist zu überlegen, welchen alternativen Nutzungen der Tunnel unter der Domtreppe zugeführt werden kann. Hierbei sollen durch die Kulturverwaltung ein Ausbau sowie insbesondere kulturelle Nutzungen geprüft werden. Der BV-Beschluss stellt lediglich eine Variante dar; klar ist aber, dass der Status Quo als vierspurige Autostraße im zentralsten Köln kaum aufrecht zu erhalten ist. Die Reduzierung von Engstellen, der Abbau von Barrieren, bessere Radverbindungen und eine insgesamt andere Gesamtanmutung fordern zum Handeln auf.

Grabengasse, Roßgasse, Bullengässchen, Frankenstraße, An Margareten, Rue Banale, Lupuseck, Rue de Francs oder Carrefour St. Loup – die Achse im Schatten des Doms trug schon einige Namen, bis sie 1816 schließlich in Trankgasse umbenannt wurde. Zwischen dem Frühmittelalter und dem späten 19. Jahrhundert wurden hier die schiffeziehenden Treidelpferde vom Rhein zur Tränke geführt. Diese Zeiten sind lange vorbei – eine gute Gelegenheit, eine zeitgemäße Umplanung vorzunehmen.

Michael Scheffer