Sponsoring oder Sportentwicklungsplanung?

Basketballplatz im Inneren GrüngürtelSeit nunmehr anderthalb Jahren geistert die Vorlage „Neubau eines Basketball- bzw. Streetballplatzes im Inneren Grüngürtel zwischen Venloer Straße und Vogelsanger Straße“ durch die politischen Gremien. Im Herzen des Grüngürtels befindet sich seit 1995 auf dem asphaltierten ehemaligen Hubschrauberlandeplatz eine kleine Anlage, welche sich die Stadt seinerzeit von der Sportartikelfirma Nike hat schenken lassen. Obwohl der sogenannte Nike-Court in die Jahre gekommen ist, erfreut er sich doch großer Beliebtheit. Nicht zuletzt wegen der prominenten Lage, herrscht hier gerade in den Sommermonaten teils drangvolle Enge. Es wäre Zeit für Erneuerung und/oder Erweiterung.

Findige Verwaltungsstrategen verfielen fortan der Idee, sich neuerlich etwas schenken zu lassen: Warum städtische Mittel in die Sportentwicklung geben, wenn sich auch privates Kapital findet? Mit der aggressiv expandierenden Sportartikelfirma SNIPES SE fand sich denn auch ein willfähriger Partner, dessen Sache das Kleckern nicht ist. Klotzen ist angesagt und die vorliegenden Pläne sehen denn auch eine Verdreifachung der Spielfläche vor, dazu Tribünen und Aufbauten, Werbeflächen und Branding, die Lizenz für kommerzielle Events und exklusive Vermarktungsrechte. Weichen sollen demnach Baum und Liegewiese – ein völlig inakzeptabler Angriff auf ein Naherholungsgebiet, als Sponsoringvertrag unterschriftsreif vorgelegt.

Auf Drängen der BV Innenstadt lud der zuständige Beigeordnete Voigtsberger die finanz- umwelt- und sportpolitischen Sprecher*innen der Fraktionen schließlich zu einem Ortstermin ein, bei dem klar wurde, dass die vorliegende Beschlussfassung niemals zustimmungsfähig sein würde. So könne man mit dem Erbe Adenauers nicht umgehen, hieß es da. Wo soll das enden, wer kommt als nächstes und was ist mit Klima? Nachdem der Umweltausschuss die Vorlage wegen der drohenden Flächenversiegelung mehrheitlich abgelehnt hatte, stimmte die BV Innenstadt am 28.10.2021 für einen Ersetzungsantrag von Grünen und LINKEN: In Abstimmung mit den Nutzer*innen solle eine maßvolle Ertüchtigung des bestehenden Platzes in städtischer Regie geprüft werden, heißt es da u.a. Somit war zumindest ein Minimal-Konsens in der Beratungsfolge, über den sich diskutieren ließ. Diese Strategie schien vor dem Hintergrund, dass die Snipes-Variante mächtige Befürworter*innen in Politik und Verwaltung hat, geboten.

Nachtrag: Nachdem der Sportausschuss auf ein Votum verzichtet hat, lehnte der Stadtrat die Beschlussvorlage am 9.11.2021 mit großer Mehrheit ab. Damit lässt es sich gut leben, denn es ist ja völlig klar, dass die Ausrichtung privater gewinnorientierter Events einen Dammbruch im Grüngürtel dargestellt hätte. Dieser sollte den Bereichen Hobby-, Freizeit- und Breitensport vorbehalten bleiben; es braucht hier keine Wettkampf- oder Profilierungsstätte für Professionelle.

Hier ist der Beschluss der BV Innenstadt zu finden

(Michael Scheffer)