OBENAUF STATT UNTENDURCH

Strassenbahn an der Haltestelle

Nur mit einem guten Öffentlichen-Personen-Nahverkehr kann die dringend notwendige ökologische Verkehrswende weg vom Auto eingeleitet werden. DIE LINKE kämpft daher für einen schnellen Ausbau des ÖPNV. Insbesondere die Kölner Ost-West-Achse mit den Stadtbahnlinien 1,7 und 9 ist deutlich überlastet.

Deswegen begrüßt DIE LINKE Planungen, die Kapazität auf dieser Strecke mittels längerer Züge um 50 % zu erhöhen. Hierzu sind Umbaumaßnahmen, u.a. eine Verlängerung der Bahnsteige, erforderlich. Der Umbau ist rein oberirdisch möglich und beinhaltet folgende städtebauliche Umgestaltung am Heumarkt, Neumarkt und Rudolfplatz:

Der Heumarkt würde von Autospuren befreit, die Haltestelle nach Westen verschoben. Somit wäre der Heumarkt wieder als ein Platz und nicht nur als Verkehrsfläche wahrnehmbar. Die nördliche Umfahrung des Neumarktes würde wegfallen und als Fußgängerzone bis St. Aposteln umgestaltet werden. Dies bedeutet mehr Aufenthaltsqualität am Neumarkt.

Trotz der Tatsache, dass eine unterirdische Bahnführung gegenüber einer neu geplanten oberirdischen Bahn keine höhere Kapazität und nur sehr geringe Einsparungen bei der Fahrzeit bringt, favorisieren Stadtverwaltung und die bürgerlichen Ratsfraktionen eine Tunnellösung. Die Grünen tendieren zu einem oberirdischen Ausbau, die SPD hält sich bislang bedeckt.

In der Diskussion sind neben der rein oberirdischen Variante folgende Tunnelvarianten:

  • Kurze Tunnellösung vom Heumarkt bis zum Rautenstrauch-Joest-Museum

  • Mittlere Tunnellösung vom Heumarkt bis kurz vor den Rudolfplatz mit Tunnelabzweig ins Mauritiussteinviertel (Variante 1)

  • Große Tunnellösungen vom Heumarkt bis westlich Universitätsstraße oder gar bis Melaten mit unterirdischem Tunnelabzweig westlich Moltkestraße und den U-Bahn-Haltestellen Bachemer Straße und Zülpicher Wall (Variante B bzw. 3) oder alternativ Abzweig westlich Neumarkt mit den U-Bahnhaltestellen Zülpicher Platz und Südbahnhof/Dasselstrasse (Variante A bzw.2)

Karte Tunnel

Je nach gewählter Variante liegt die Fertigstellung der neuen Ost-West-Stadtbahn gemäß ersten groben Schätzungen aus einem Gutachten der Stadtverwaltung zwischen 2031 und 2041. Die Kosten des Umbaus variieren ebenfalls:

Tabelle Tunnel

Hierbei halten die beiden großen Tunnelvarianten der volkswirtschaftlichen Nutzen-Kosten-Rechnung nicht stand. Somit gibt es für diese keine Fördermittel von Bund und Land und die Stadt alleine könnte den Umbau finanziell nicht stemmen. Für die kurze bzw. mittlere Variante bis östlich vor den Neumarkt bzw. östlich vor den Rudolfplatz (inklusive Tunnelmund im Mauritiussteinviertel) kann die Stadt – wie auch beim oberirdischen Umbau – hingegen mit einer Förderung von bis zu 90 % der Gesamtkosten rechnen.

Die Ost-West-Stadtbahn soll oben bleiben, weil der U-Bahn-Bau zahlreiche Nachteile hat:

  • Deutlich längere, unkalkulierbare Bauzeit (archäologische Funde, Bomben und Baurisiken)

  • Massive Einschränkung aller Verkehrsteilnehmer (Bahn, Rad- und Fußverkehr, Auto)

  • Dauerhafte Bindung des städtischen Fachpersonals, das dann nicht zu Verfügung für andere Infrastrukturmaßnahmen beim ÖPNV steht

  • Weitere städtebauliche Barrieren und Einschnitte durch Tunnelrampen und Tunnelmünder

  • Vermeintlicher Zeitvorteil der Tunnellösung geht für Passagiere durch den notwendigen unterirdischen Zugang und den damit verbundenen Ebenenwechsel verloren

  • Die Denkweise, Menschen unter die Erde zu zwingen, entspricht nicht einer modernen Stadtentwicklung und widerspricht dem weltoffenen Selbstverständnis unserer Stadt

  • Nutzen in erster Linie für den Autoverkehr (primär Optimierung des Ablaufs des Motorisierten Individualverkehrs an der Kreuzung Cäcilienstraße/Nord-Süd-Fahrt) und damit Zweckentfremdung der Mittel für den Öffentlichen-Personen-Nahverkehr

  • Durch die höheren Kosten für den Tunnelbau fehlt gemäß Aussage der Stadtverwaltung das Geld für wichtige Investitionen in den Ausbau des ÖPNV-Netzes aller anderen Stadtteile

Bleibt die Bahn an der Oberfläche, können mindestens 50 bis hin zu 800 Millionen Euro (siehe Kostentabelle) in wichtigere ÖPNV-Projekte investiert werden.

DIE LINKE fordert anstelle eines Tunnels in der Innenstadt folgende Maßnahmen:

In Kalk:

  • die seit 40 Jahren überfällige Stadtbahnanbindung von Neubrück

  • eine Straßenbahn vom Mülheimer Bahnhof über die Frankfurter Straße nach Kalk und Porz, damit sich die Menschen nicht in den völlig überfüllten Bussen drängen müssen

In Ehrenfeld und Lindenthal:

  • einen barrierefreien Ausbau der Linie 13

  • die Verlängerung der Linie 13 bis zum Rheinufer einschließlich Übergang zur Linie 16

  • die Stadtbahnanbindung von Widdersdorf

In Mülheim:

  • eine Stadtbahnanbindung von Flittard und Stammheim über Wiener Platz, Danziger Straße und Deutz-Mülheimer-Straße, damit die Anbindung der neuen großen Wohnsiedlungen im Mülheimer Süden gewährleistet ist

In Nippes und in Chorweiler:

  • eine Stadtbahnanbindung für Esch, Pesch und Auweiler mittels verlängerter Linie 5 über den Longericher Bahnhof

  • eine neue Haltestelle Niehler Straße/Gürtel, damit die neuen Wohngebiete in Chorweiler und Nippes einen guten Stadtbahnanschluss haben

  • eine Busspur vom Deutzer Bahnhof über Zoobrücke und Innere Kanalstraße bis zur Universität

In Porz:

  • die Verlängerung der Linie 7 bis nach Langel

Im Ortsverband Innenstadt und Rodenkirchen:

  • die Anbindung von Rondorf und Meschenich durch den vierten Bauabschnitt der Nord-Süd-Stadtbahn


Broschüre EINWOHNERINNENTICKET IN KÖLN als PDF zum Download