Fidel Castro zum 90. Geburtstag

Zum 90 Geburtstag von Fidel Castro“Würde ich noch einmal geboren, ich würde alles genauso machen. Nur etwas besser.” Diese lakonische Zwischenbilanz fasst das überbordende Selbstverständnis des ehemaligen kubanischen Staatschefs und Revolutionsführers unmissverständlich und prägnant gebündelt zusammen – einer, der heute als eine der berühmtesten Persönlichkeiten der modernen Geschichte gilt. Am 13. August vollendete Fidel Castro sein 90. Lebensjahr.

Rund 250 Gäste fanden sich an diesem Tag im Garten der kubanischen Botschaft in Bonn ein, um bei strahlendem Sonnenschein und subtropischen Temperaturen dem Jubilar ihre Ehre zu erweisen. Darunter auch  eine namhafte Delegation des Ortsverbands Innenstadt/Rodenkirchen. Geladen hatte die Ständige Vertretung selbst sowie zahlreiche hiesige Gruppierungen, Komitees und Verbände: DKP, SDAJ und Die Falken, Cuba Si und die Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba – sie alle verneigten sich vor dem großen Revolutionär und feierten eine zünftige Fiesta mit landestypischer Küche bei Cocktails, Zigarren und kubanischer Livemusik. Zwischen den kulturellen Darbietungen wurden verschiedene Hilfsprojekte und Solidaritätsinitiativen vorgestellt, es wurden herzliche Glückwünsche und Grußbotschaften formuliert und immer wieder an das Vermächtnis der Revolution gemahnt: der gute Bildungsstand, die hohe Lebenserwartung, die geringe Kindersterblichkeit, die umfassende Gesundheitsversorgung, der Export humanitärer Hilfe in weite Teile der unterprivilegierten Welt, der entschlossene Widerstand gegen die hegemonialen Bestrebungen des globalen Imperialismus.

Es reicht hier nicht der Platz die Errungenschaften aneinander zu reihen, auch lässt sich das Lebenswerk des Comandante en Jefe kaum in diese wenigen Zeilen pressen. Nach schwerer Erkrankung hat sich Fidel Castro vor zehn Jahren aus den Staatsgeschäften zurückgezogen. In einer berühmt gewordenen Rede vor Studierenden der Universität Havanna hat er damals angekündigt ein aufmerksamer und kritischer Geist zu bleiben: “Ich werde mein ganzes Leben lang kämpfen, bis zur letzten Sekunde, und solange ich den Verstand hierzu besitze, um etwas Gutes, etwas Nützliches zu tun. Meine Aufgabe ist es, Erfahrungen und Ideen beizutragen, deren bescheidener Wert aus einer außerordentlichen Epoche stammen, in der ich gelebt habe.” Heute äußert er sich nur noch selten, ist jetzt rechtschaffend müde.

Zuletzt hat er im April 2016 im Rahmen eines bewegenden Auftritts zum Abschluss des VII Parteitags der kommunistischen Partei Kubas Abschied von seinen Genossinnen und Genossen genommen: “Bald werde ich 90 Jahre alt, bald werde ich wie alle anderen sein.“ Sein wehmütiges Memento Mori ergänzte Castro um einen realen Ausblick: „Für uns alle wird die Stunde kommen, aber was bleibt, sind die Ideen der kubanischen Kommunisten. Sie beweisen, dass es möglich ist, die materiellen und kulturellen Güter zu produzieren, die die Menschen brauchen.“

Ein weiterer kubanischer Volksheld ist der Musiker Carlos Puebla, der hierzulande vor allem für seine Hymne auf den Comandante Che Guevara bekannt ist (“Hasta Siempre”). Vor Jahrzehnten schon verfasste er einen reichhaltigen Kanon an Elogen an Castro und die seinen. Im Internet hinterlegt ist die schlichte Danksagung “Gracias Fidel”:

https://www.youtube.com/watch?v=50eidj3dsGw

Epilog:

Damit aus dem Jungen mal was Anständiges wird (!), hat Castro Senior den kleinen Fidel seinerzeit um ein Jahr älter gemacht und ihm damit eine vorzeitige Einschulung ermöglicht. Demnach steht der runde Geburtstag eigentlich erst im nächsten Jahr an. Ob damit allerdings neue Feierlichkeiten verbunden sein werden, steht in den Sternen. Den roten Sternen…

Michael Scheffer

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