KVB Blues – was nicht im Geschäftsbericht steht – Teil 4 – Wenn Aufzüge und Rolltreppen stehen

KVB Blues – was nicht im Geschäftsbericht steht – Teil 4 - Wenn Aufzüge und Rolltreppen stehen

Wer in Köln lebt, kennt das Problem:  In dieser Stadt ist die Straßenbahn streckenweise tiefer gelegt, aber die Rolltreppen und Aufzüge funktionieren oft nicht. Und das häufig über Wochen und Monate. Über so viel Versagen könnte man an sich lachen, solange man nicht selber betroffen ist. Für Menschen mit Behinderungen, Eltern mit Kinderwagen, Reisende mit Gepäck ist die KVB nicht zu empfehlen. Barrierefreiheit gerät hier zum Glücksspiel, Rollstuhlfahrer finden sich schnell  „in der Gefangenschaft der KVB“.

Die KVB kann weder Aufzüge noch Rolltreppen warten

Mit ihrem Qualitätsbericht 2022 hat die KVB dieses Problem selber in Zahlen erfasst: Die Rolltreppen sollen zu 92,4% und die Aufzüge zu 95% verfügbar gewesen sein. Diese Angaben lösen bei regelmäßigen KVB Fahrgästen große Verwunderung aus. Aus der Pressemeldung der KVB geht nicht hervor, auf welche „100%“ sich diese Zahlen beziehen und es ist auch nicht klar, wie schnell und zuverlässig defekte Rolltreppen und Aufzüge dort gemeldet werden. Gefühlt scheint der Missstand eher größer. Dennoch ist es zu begrüßen, dass die KVB inzwischen bemüht ist, die Mängel aufzunehmen und zu dokumentieren.

Nichtdestotrotz besagen die von der KVB genannten Zahlen, dass durchschnittlich 7,6% der Rolltreppen und 5% der Aufzüge defekt sind. Mit anderen Worten: von den 264 Rolltreppen der KVB sind durchschnittlich immer 20 und von den 63 Aufzügen immer 3 defekt. Am 14.08.2023 waren allerdings laut dem KVB-Infosystem neun Aufzüge defekt und am 28.09.23 waren es sechs. Zufall?

So oder so sind das Werte, die bei kritischer Infrastruktur völlig inakzeptabel sind. Zum Vergleich: Bei IT-Rechenzentren werden Verfügbarkeiten von deutlich über 99% erwartet. Glaubt die KVB ernsthaft, dass von ihr weniger erwartet werden soll?

Wie kann es sein, dass in all den Jahren, seit dem dieser Missstand bekannt ist, keine Besserung erzielt wurde? Tatsächlich berichtet der KVB-Vorstand der Presse jedes Jahr von neuen Programmen und Initiativen, um dieses hartnäckige Problem zu bannen. Da ist von technischen Problemen die Rede, von Lieferschwierigkeiten bei Ersatzteilen, von Rolltreppen, die bis zu 50 Jahre im Dienst sind, ja, sogar Taschendiebe sollen schuld sein. Im neuen Qualitätsbericht 2022 der KVB wird Vandalismus als eine Hauptursache bezeichnet. Manche Kölner:innen kennen dagegen Rolltreppen, die schon bei leichtem Regen zuverlässig ausfallen. Vielleicht waren die billiger, wenn auch nur für den „Innendienst“ konzipiert. Aber die kommen in der Berichterstattung der KVB gar nicht vor.

Wieso treten die Probleme so gebündelt nur in Köln auf?

Wieso treten all diese Probleme eigentlich so gebündelt nur in Köln auf? Wieso nicht in München, Hamburg, Wien oder Paris? Auf eine Antwort auf diese Frage sucht man in den KVB-Berichten vergeblich.

Wenn ein Problem, das in fast allen Großstädten gemeistert wird, über viele Jahre und trotz diverser Versuche nicht gelöst, ist das gar kein technisches sondern ein Managementproblem.. Bis jetzt ist der Aufsichtsrat, dem zur Hälfte vom Stadtrat bestellte Politiker:innen angehören, unglaublich geduldig mit dem Vorstand. Ausweislich der Geschäftsberichte hat er sich mit dem Thema Aufzüge und Rolltreppen in den letzten Jahren nicht einmal befasst. Warum nicht? Ist das kein wichtiges Thema?

KVB Blues – was nicht im Geschäftsbericht steht – Teil 4 - Wenn Aufzüge und Rolltreppen stehen

Wer Aufzug und Rolltreppe nicht kann, darf keine neuen Tunnel bauen

Nach all den Jahren mit den defekten Rolltreppen und Aufzügen und all den leeren Versprechungen fällt es schwer, sich ein Köln mit funktionierenden Aufzügen und Rolltreppen noch vorzustellen. Aber eine Konsequenz sollte sein: Solange die KVB nicht in der Lage ist, Aufzüge und Rolltreppen zu warten, dürfen wir ihr niemals erlauben, weitere Tunnel mit weiteren Aufzügen und Rolltreppen zu bauen, die dann auch nicht funktionieren werden, schon gar keine sehr tiefen Tunnel!

KVB-Blues – Was nicht im Geschäftsbericht steht

Der aktuelle Geschäftsbericht des KVB- Vorstands geht über zahlreiche Probleme der KVB hinweg. Um das Ausmaß der nötigen Ertüchtigung abzusehen, müssen aber die Schwachstellen auf den Tisch. In einer Beitragsserie gehen wir den Problemen nach, die nicht im KVB-Geschäftsbericht stehen.

KVB-Blues 1: Die KVB in der Krise

KVB-Blues 2: Köln wächst und die KVB hält nicht mit

KVB-Blues 3: Großspuriges Leben von der Substanz

KVB-Blues 4: Wenn Aufzüge und Rolltreppen stehen

KVB-Blues 5: Die Vorstände verdienen viel zu viel – und die Mitarbeiter zu wenig

Demnächst:

KVB-Blues 6: Die KVB ist zu teuer

KVB-Blues 7: Die KVB ertüchtigen und ausbauen