KVB Blues – was nicht im Geschäftsbericht steht – Teil 5

KVB Blues – was nicht im Geschäftsbericht steht – Teil 5

KVB-Blues – Was nicht im Geschäftsbericht steht

Der aktuelle Geschäftsbericht des KVB- Vorstands geht über zahlreiche Probleme der KVB hinweg. Um das Ausmaß der nötigen Ertüchtigung abzusehen, müssen aber die Schwachstellen auf den Tisch. In einer Beitragsserie gehen wir den Problemen nach, die nicht im KVB-Geschäftsbericht stehen.

Die KVB Vorstände verdienen viel zu viel – und die Mitarbeiter zu wenig

Die Berliner BVG ist etwa 3,5 mal so groß wie die KVB. Ihr Vorstand verdiente 2021 zusammen 876.000 €. Die Hamburger Hochbahn, etwa 1,5 mal so groß wie die KVB, zahlte ihren Vorständen zusammen 1.331.000€  Bei der Münchner Verkehrsgesellschaft – 1,5 mal so groß wie die KVB – verdienten die Vorstände in 2019 zusammen 1.080.000€. Das ist pro Person ungefähr so viel wie der Bundeskanzler verdient (360.000€). Und nun kommt Köln. Die vier KVB Vorstände verdienten 2022 zusammen 1.457.700€. Erster Platz bei den Vorstandskosten für Köln!

Offenkundig haben alle genannten Städte die Kontrolle über die Managementgehälter ihrer Verkehrsgesellschaften verloren. Unerfreulich aus Kölner Sicht: Wir sind dabei die Spitzenreiter.

Explodierende Vorstandspensionen bei der KVB

Es kommt aber noch dicker. Die KVB zahlt ihren Vorständen nicht nur extrem großzügige Gehälter, sondern macht auch immer üppigere Pensionszusagen. Zusätzlich zu den 1,44 Mio. Vorstandsbezügen zahlte sie 2022 weitere 1,721 Mio. Pensionen an ehemalige Vorstände oder deren Hinterbliebene. Das macht den Vorstand natürlich erheblich teurer für das Unternehmen.

KVB Blues – was nicht im Geschäftsbericht steht – Teil 5

Datenquelle: KVB Geschäftsberichte 1992, 2002, 2012. 2022

Betrugen die Kosten des Vorstands (Bezüge + Pensionszahlungen) in 1992 noch verkraftbare 5,2 Promille vom Umsatz, sind es mittlerweile 1,44%. Und das ist nur die Spitze eines Eisbergs, der in den kommenden Jahren auftauchen wird.

Denn die in der Zukunft zu bedienenden Pensionen ehem. Vorstände betragen mittlerweile 33 Mio. €, in 30 Jahren haben sie sich verachtzehnfacht!

KVB Blues – was nicht im Geschäftsbericht steht – Teil 5

„Stille Privatisierung“ der KVB?

Zusätzlich weist die KVB in 2022 weitere 8,126 Mio an Rückstellungen für Pensionen der aktiven Vorstände aus, insgesamt fast 42 Mio. Rückstellungen für Vorstandspensionen. Bei einem Anlagevermögen von 898 Mio € kann man sagen: 4,66% der KVB AG oder etwa jede 22. Stadtbahn, die vorbeikommt, gehört den jetzigen oder früheren Vorständen! Ist das die „stille Privatisierung“ der KVB AG? 

Extreme Vorstandsgehälter sind nicht „marktüblich“

Es ist Brauch, dass die KVB und all die anderen kommunalen Unternehmen ab und zu einen Wirtschaftsprüfer beauftragen, um zu bestätigen, dass die überhöhten Vorstandsgehälter „marktüblich“ seien. Das ist Augenwischerei. Es gibt 15 Städte über 500.000 Einwohner in Deutschland und etwa 50-60 Vorstände kommunaler Verkehrsunternehmen dort. Ist das ein Markt? Wohl eher eine Pfründe, in der es sich eine gepamperte Elite gut gehen lässt.

Ist das wichtig? Die 600.000€ im Jahr, die unsere KVB-Vorstände mehr erhalten als ihre Berliner Kollegen, das ist schon Geld. Damit könnte man auch die eine oder andere Rolltreppe reparieren. Und die gut 8 Mio. € an Pensionszusagen, die sie in der Tasche haben, das ist erst recht Geld. Dafür könnte man schon ein paar Hundert Meter Schiene bauen lassen.

Aber noch mehr geht es um etwas anderes. Brauchen wir wirklich Leute, die einen großbürgerlichen Lebensstil pflegen, mit 30.000€ pro Monat oder mehr bis Lebensende (s.u.), um unsere KVB instand zu setzen? Die bisherige Erfahrung spricht nicht dafür. Und was ist die Botschaft für die Mitarbeiter der KVB, denen nur nach hartem Arbeitskampf eine Gehaltserhöhung zugebilligt wurde, die den Kaufkraftverlust trotzdem nicht ausgleicht?

Tatsächlich haben sich die Gehälter von Vorständen und Mitarbeitern bei der KVB in den letzten 30 Jahren rasant auseinanderentwickelt.

KVB Blues – was nicht im Geschäftsbericht steht – Teil 5

Datenquelle: KVB Geschäftsberichte 1992, 2002, 2012. 2022

Inflationsbereinigt ist das durchschnittliche Einkommen von KVB-Mitarbeitern im Zeitraum 1992-2002 sogar rückläufig. Wenn die vermeintliche Leistung einiger Weniger so aufgeblasen bezahlt wird, ist das gleichzeitig eine Abwertung der Leistung der vielen Mitarbeiter:innen bei der KVB, die dort tagtäglich ihre Arbeit machen und damit den Öffentlichen Nahverkehr in Köln am Laufen halten.

 „Bereichert euch“ – im KVB-Vorstand?

Von Deng Xiao Ping stammt der bekannte Slogan: „Bereichert euch!“. Den haben – nicht nur in Köln – einige in den öffentlichen Unternehmen sich viel zu sehr zu Herzen genommen.

Wieso sollte überhaupt jemand in einem öffentlichen Unternehmen in Deutschland mehr verdienen als der Bundeskanzler (360.000€)? geschweige denn in einem Unternehmen der Stadt Köln mehr verdienen als die Oberbürgermeisterin (200.000€)? Frau Reker leitet immerhin eine Stadtverwaltung mit über 20.000 Mitarbeitenden, und ganz nebenbei den Stadtrat.

Überbezahlte Manager:innen, die reale Probleme wie z.B. defekte Rolltreppen in Jahren nicht in den Griff bekommen, sind eine Belastung für ein Unternehmen. Nicht nur, weil sie zu viel Geld mitnehmen, sondern vor allem, weil sie den normalen Werktätigen vor Augen führen, dass es undankbar ist, sich täglich für die KVB abzurackern, während andere mit großer Geste abkassieren. 

Wir brauchen Leute, die Köln bereichern wollen anstatt sich selbst. Sie dürfen auch gerne gut verdienen und zu ihrer Rente eine moderate Zusatzversorgung mitnehmen. Aber nicht die öffentlichen Kassen plündern.

KVB-Blues 1: Die KVB in der Krise

KVB-Blues 2: Köln wächst und die KVB hält nicht mit

KVB-Blues 3: Großspuriges Leben von der Substanz

KVB-Blues 4: Wenn Aufzüge und Rolltreppen stehen

KVB-Blues 5: Die Vorstände verdienen viel zu viel – und die Mitarbeiter zu wenig

Demnächst:

KVB-Blues 6: Die KVB ist zu teuer

KVB-Blues 7: Die KVB ertüchtigen und ausbauen