KVB Blues – was nicht im Geschäftsbericht steht – Teil 6

KVB Blues – was nicht im Geschäftsbericht steht – Teil 6

KVB-Blues – Was nicht im Geschäftsbericht steht

Der aktuelle Geschäftsbericht des KVB- Vorstands geht über zahlreiche Probleme der KVB hinweg. Um das Ausmaß der nötigen Ertüchtigung abzusehen, müssen aber die Schwachstellen auf den Tisch. In einer Beitragsserie gehen wir den Problemen nach, die nicht im KVB-Geschäftsbericht stehen.

Nahverkehr ist nirgendwo auf der Welt rentabel. Ein leistungsfähiger und preiswerter Personennahverkehr ist Lebensqualität für die Menschen, Standortqualität für Arbeitgeber und Wohlfühlfaktor für Tourist:innen. Deshalb subventionieren Staaten und Kommunen den Nahverkehr. In Deutschland kommen die Fahrgäste im Durchschnitt für 3/4 der Kosten auf. In Köln mussten die Fahrgäste noch 1992 mit den Fahrpreisen nur 60% der Kosten der KVB tragen. In den folgenden beiden Jahrzehnten änderte sich das schrittweise. Warum? Weil die Ratsmehrheit es so wollte und weil es dann ab 2003 opportun war, die Kosten des Tunnelbaus auch den Fahrgästen aufzuhalsen. Unter den Verantwortlichen in Köln ist es Brauch, sich bei Preisfragen hinter dem Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) zu verstecken, dem Köln angehört. Doch der VRS ist nichts ohne Köln. Die politische Verantwortung für die hohen heutigen Fahrpreise liegt bei der Ratsmehrheit, nicht bei der KVB. 

Nahverkehr ist nirgendwo auf der Welt rentabel. Deshalb subventionieren Staaten und Kommunen den Nahverkehr.
Nahverkehr ist nirgendwo auf der Welt rentabel. Deshalb subventionieren Staaten und Kommunen den Nahverkehr.

Die KVB verweist zu Recht darauf, dass heutzutage der allergrößte Teil ihrer Fahrgäste als „Stammkunden“ über Zeittickets verfügt, die ihnen den Zugang zur Dienstleitung „Mobilität in der Stadt“ sichern. Die KVB ist Teil der kommunalen Daseinsvorsorge und sollte besser über Steuern oder kommunale Abgaben finanziert werden, die auch Porschefahrer zur Finanzierung der öffentlichen Leistungen heranziehen.

“KVB-mäßig” betrachtet, gibt es in Köln zwei Sorten von Menschen: Den einen ist eine Preiserhöhung der KVB egal, weil sie ihnen nicht wirklich weh tut und den anderen ist es überhaupt nicht egal, denn sie kommen sowieso nur knapp über die Runden. Fast 10% der Haushalte in Köln sind sogar überschuldet.

Die Verkehrswende in Köln kann nur gelingen, wenn viele Menschen auf die KVB umsteigen. Auch das Fahrrad hat noch viel Potential, kann aber die Kapazität von KVB-Schiene und S-Bahn nicht wirklich ersetzen. Dafür braucht es ein leistungsfähiges Angebot der KVB in allen Stadtteilen und attraktive Preise. Wie wichtig der Preis als Attraktivitäts-Faktor ist, haben die Monate mit dem 9€-Ticket eindeutig bewiesen.

Die heutige Sparsamkeit auf Kosten der Fahrgäste ist umso befremdlicher, wenn die Stadt Köln – wie im vorherigen Beitrag dieser Serie gezeigt – bei den Vorstandsgehältern überaus spendabel agiert. Eine attraktive KVB, die viel mehr Fahrgäste gewinnt, wird auch eine preiswerte KVB sein, irgendwann auch zum Nulltarif, wie heute schon in Luxemburg.

KVB-Blues 1: Die KVB in der Krise

KVB-Blues 2: Köln wächst und die KVB hält nicht mit

KVB-Blues 3: Großspuriges Leben von der Substanz

KVB-Blues 4: Wenn Aufzüge und Rolltreppen stehen

KVB-Blues 5: Die Vorstände verdienen viel zu viel – und die Mitarbeiter zu wenig

Demnächst:

KVB-Blues 6: Die KVB ist zu teuer

KVB-Blues 7: Die KVB ertüchtigen und ausbauen